Blick aufs Saaletal

Sagen aus Thüringen

Ein Teil einer jeden Sage soll ja war sein. Aber welche Wahrheit soll man bei Geschichten über Nixen, das wütende Heer oder bei Erzählungen über den Teufel finden? All diese mythischen Figuren findet man in den Sagen, die an der oberen Saale erzählt werden. Oder besser erzählt wurden, denn die alten Volkssagen gelten heute als alt und verstaubt und haben gegen unser alltägliches Unterhaltungsangebot keine Chance. Und doch kann man mehr aus den alten Geschichten herauslesen als fantastische Geschichten. Oft findet man so Hinweise auf alte Kultplätze, vorchristliche Feste aber auch auf historische Vorgänge.

In der Mitte von Europa

Thüringen liegt in der Mitte von Europa und trotz seiner unzugänglichen Gebirgsregionen, tief eingeschnittenen Täler und dichten Wälder, war es weniger isoliert, als man annehmen könnte. Immer wieder zogen Völkerscharen hier durch oder wurden sesshaft, zumindest für einige Zeit. Gerade an der oberen Saale siedelten Kelten, Germanen und Sorben. Einige Zeit auch nebeneinander. Und alle hinterließen ihre Geschichten und Mythen, die zu Vorlagen für die Sagen, Geschichten und Legenden wurden, die dann von Genaration zu Generation weitererzählt wurden.

Radio und Fernsehen ließ Sagen in Vergessenheit geraten

Weiter erzählt wurden die Sagen meistens abends am Feuer. Es gab ja kaum andere Unterhaltung. Aber mit dem Aufkommen von Radio und später dem Fernsehen wurde die abendliche Unterhaltung inflationär. Man hatte die Qual der Wahl, und die Wahl fiel immer seltener auf das Erzählen von Sagen. Die Sagen die wir heute kenne, sind zumeist vor 150 bis 200 Jahren von Sagensammlern aufgeschrieben worden. Sie zogen durchs Land, sprachen mit den Leuten und schrieben so viele Sagen wie möglich auf. Danach wurden sie aber erst geordnet und in eine gut Schriftform gebracht. Erst dann wurden sie in Büchern veröffentlicht.

Von mündlicher zur schriftlichen Überlieferung

Die Sagen liegen uns also in Schriftform vor. Dadurch fehlt ihnen ihre natürliche Umgebung. Weil Sagen ja immer mündlich weiter erzählt wurden, entfalteten sie erst dadurch ihre Kraft. Außerdem fehlt ihnen so auch ihre natürliche Anpassung an die jeweilige Zeit. Man muss sich das so vorstellen, dass jeder Erzähler seine eigenen Worte benutzte, genau die die er auch kannte. Weil das mit der schriftlichen Überlieferung nicht mehr geschah, wirken die meisten Sagen etwas angestaubt.

Deswegen packen wir die Sagen in ein modernes Prosa. Der Inhalt soll aber unverändert bleiben. Unsere Hauptaufgabe wird aber sein, das Rätselhafte in den Erzählungen zu entschlüsseln. Wir werden die Sage erst erzählen und dann die Hintergründe untersuchen. So erscheine manche Dinge, die auf den ersten Blick ganz offensichtlich erscheinen, plötzlich in einem ganz anderen Licht.

Untersuchungsgebiet rechts und links der oberen Saale

Bei der Auswahl der Sagen konzentrieren wir uns vor allem auf die Landstriche rechts und links der oberen Saale, die heute in den Landkreisen Saalfeld und Saale-Orla liegen. Wir werden unser Untersuchungsgebiet auch auf angrenzende Regionen erweitern, wenn es der Kontext erfordert. Und auch wenn wir schöne Sagen finden, die nicht direkt mit der oberen Saale zu tun haben, werden wir sie trotzdem erzählen. Denn es geht ja vor allem auch um Unterhaltung.

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